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von Manuel Glüheisen


Vom drauß’, vom Walde komm ich nicht wie üblich her,
denn der gute alte Wald, der steht nicht mehr.

Eine Autobahn, die ist nun da,
die Weihnachtsstimmung ist recht rar.

Allüberall auf des Autobahns Gut, wird bis zum Abwinken gehupt.
Und wie auch ich so hupt, durch den störenden Stau, verstand ich des Christkinds Gequassel kaum.

Es rief dann jedoch – weder Ziel noch Maß:
„Drück auf die Tube! Geb’ richtig Gas!“

Das Himmelstor ist aufgetan und wenn du dich nicht beeilst, fangen die Leute zu pennen an.

Alt und Jung sollen nun,
Ja nicht vom Weihnachtsstresse ruhn,

und schon heute stieg ich zur Erden hinab,
denn ich musste in den Supermarkt,
meine Weihnachtsleckereien werden wieder knapp.

Ich sprach: „Oh, lieber Herre Christ,
der wievielte Teller im Dezember das schon ist?“

Christkind fuhr mich an: „Der 25ste, na und?“
Ich sprach: „Schon gut, und rede weiter, du Gierschlund!“

- „Hast du die Rute denn auch bei dir?“
Ich sprach: „Na, Christl, das ist doch clear!
Die werde ich wohl am meisten benutzen,
für die überwiegende Zahl an Kindern, die alles und jeden nur ausnutzen!“

- „Hast denn du auch bei dir das Säcklein mit dem guten Essen?“
Ich sprach: „Oh Mist, den hab ich nu vergessen!
Aber Äpfel, Nuß und Mandelkerne auch,
sind doch eh längst bei allen Kindern dieser Erden gänzlich überholt und Out!

So – an der nächsten Tanke schnell – ich Cola und Chips noch rasch bestell!“

Christl sprach: So ist es recht, mach was du willst, mir ist schon schlecht!

So bin ich nun in dieser Stadt und ihr glaubt nicht,
wie voll ich die Schnauze von Weihnachten schon wieder hab!

„Nehmt’s euch die Geschenke,“ so ich sprach:
„mir ist’s gleich, ob ihr seid gutes Kind oder böses Rotzblach!“

Anmerkung des Autors


Mal ehrlich: Der Evergreen unter den Gedichten „Knecht Ruprecht“ – seines Zeichens besitzt es den Autor Theodor Storm, der mit Sicherheit Höchstleistungen vollbrachte – ist zwar toll und immer wieder schön zu hören, aber jeder, der das liest bekommt doch gleich eine Zynische Ader zum parodieren, da viele Teile einfach seltsam sind. Unter unter gleichen Umständen – als wir dieses Gedicht nämlich in der Schule im neunten Schuljahr aufsagen sollten – fiel mir diese Parodie ein. Außerdem aus den Protest heraus, dass die Schüler immer mit diesem Gedicht gequält werden. Vielleicht mal Revolution: Die Schüler lernen nächstes mal einfach mal die Parodie auswendig, wie wäre das?